Bedeutende Direktinvestitionen, strategische internationale Partnerschaften, wirtschaftliche Reformen und ein stabiler Währungskurs: Warum Ägypten wieder zu den interessanten Zielländern der deutschen Industrie aufsteigt. In unseren Eindrücken haben wir bereits mehrfach über Ägypten berichtet. Das Größte der arabischen und nordafrikanischen Länder, ist seit der Gründung von Thinking Arabian, fester Teil unseres Tagegeschäftes. Regelmäßig promoten wir, gemeinsam mit deutschen und ägyptischen Partnern, die verschiedensten Geschäfts- und Investitionsmöglichkeiten im Land. Mehrfach konnten wir in den vergangenen Jahren, deutsche Unternehmer aus den Bereich Energie, Kreislaufwirtschaft und Automobil, erfolgreich in Richtung Ägypten begleiten und beraten. Was schon immer für Ägypten spricht Ägypten bietet massive Potentiale. Mit 115 Mio. Einwohnern ist es das größte arabische Land. Mit einer jungen und gut ausgebildeten Bevölkerung, seiner geographischen Lage zwischen drei Kontinenten, am Suez Kanal gelegen, ist Ägypten ein interessanter Markt. Das Land besitzt erhebliche Kapazitäten für grüne Energie und billigen Strom. Die perfekte Mischung, um “Europas Werkbank” und das “Tor nach Afrika” zu werden. Milliarden wurden von der ägyptischen Regierung bereits in moderne Infrastruktur investiert in den vergangenen zehn Jahren. Investitionen, die nicht abklingen, auch mit deutscher Beteiligung. Siemens und die Deutsche Bahn bauen bereits eine 1000km Hochgeschwindigkeitsstrecke, die das Rote Meer und das Mittelmeer für den Personen- und Güterverkehr miteinander verbindet. Ein historisches Projekt, für die beiden deutschen Unternehmen und eine Vielzahl von dort ansässigen deutschen Lieferanten. Siemens ist offen für weitere Partnerschaften. Und für Ägypten. Ägypten etabliert sich damit sowohl als Absatz- und Distributionsmarkt, als auch als Produktionsstandort für Unternehmen aus aller Welt interessant, um verschiedenste regionale Märkte zu beliefern. Unsere ganz klare Empfehlung, hier müssen sie präsent sein! Das Land großer Potentiale und die Hürden der letzten Jahre Mit all seinen Potentialen und Verlockungen: Ägypten wurde in den vergangenen Jahren häufig als schwierig wahrgenommen, zumindest aus Sicht potentieller Investoren. „Doing Business“ war und ist in Ägypten nicht unproblematisch, geschweige denn unkompliziert. Es gibt Länder in der Region, siehe die VAE oder Saudi Arabien, in denen es einfacher scheint, Fuß zu fassen, Unternehmen zu gründen, den internationalen Zahlungsverkehr abzuwickeln zwischen dem HQ in Deutschland und den lokalen Gesellschaftern oder Partnern. Ägypten hat hier Nachholbedarf. Das Land ist aktuell aber intensiv und Stück für Stück erfolgreich dabei, seine makroökonomischen Herausforderungen in den Griff zu bekommen. Derzeit ist das Land, das immer noch stark vom Tourismus, fossilen Brennstoffen und dem Suezkanal abhängig ist, auf einen ständigen Zustrom ausländischer Direktinvestitionen angewiesen, um die Industrialisierung voranzutreiben und sein wirkliches wirtschaftliches Potential auszuschöpfen. In den letzten Jahren wurde dieses Potenzial durch verschiedene Probleme behindert, die oft zu einer Belastung der Devisen und des Staatshaushalts sowie zu einer hohen Inflation führten. Während die Staatsausgaben in den letzten Jahren schon aufgrund groß angelegter Infrastrukturprojekte hoch waren, belasteten die regionalen und globalen Krisen zusätzlich die Devisenreserven des ägyptischen Staatshaushalts. Um nur einige Herausforderungen zu nennen: COVID hat der bedeutenden ägyptischen Tourismusindustrie einen schweren Schlag versetzt. Der Krieg in der Ukraine führte zu einem sprunghaften Anstieg der weltweiten Weizenpreise (Ägypten importiert 80 % seines Weizens aus der Ukraine und Russland) Der Sudan-Konflikt hat 4 Millionen sudanesische Flüchtlinge nach Ägypten getrieben. Der Krieg im Gazastreifen setzt Ägypten unter internationalen Druck (trotz der entscheidenden Rolle des Landes als Vermittler). Und schließlich verringert die Situation in der Mandabstraße und im Roten Meer Ägyptens wichtigste Einnahmequelle durch seine globale Handelsader, den Suezkanal. Zwischen Januar und April 2024 gingen die Einnahmen aus dem Kanal im Vergleich zu den Vorjahren um etwa 50 % zurück.
Der Weg in den wirtschaftlichen Aufschwung und die neuen Chancen für deutsche und europäische Investoren Ägyptens internationale Partner wissen um die politische Bedeutung des Landes, als Stabilitätsanker in der Region. Und als potentieller wirtschaftlicher Riese. Gleich mehrere konkrete Schritte dieser Partner haben den wirtschaftlichen Outlook und den Blick auf Ägypten deutlich in die positive Richtung gerückt. Allen voran unterstützen die Vereinigten Arabischen Emirate, die Europäische Union (mit starker Lobby aus Deutschland heraus), der Internationale Währungsfonds und die Weltbank die ägyptische Regierung und ermöglichen damit internationalen Investoren eine neue Perspektive und Eintrittsmöglichkeiten. Die Maßnahmen sehen folgendermaßen aus: Die Vereinigten Arabischen Emirate, einer der wichtigsten strategischen Partner Ägyptens, haben über ihren in Abu Dhabi ansässigen Staatsfonds ADQ umfangreiche Investitionen in das Nordsee-Immobilienprojekt Ras Al Hekma getätigt. Diese 35-Milliarden-Dollar-Investition wird Tourismus-, Wohn- und Gewerbegebiete, sowie eine neue Freizone umfassen. Die VAE haben bereits einen Teil der Investitionen nach Ägypten transferiert. Der Internationale Währungsfonds hat erneut ein umfangreiches Darlehensprogramm zugesagt und Ägypten 8 Mrd. $ zur Verfügung gestellt. Im Gegenzug hat sich Ägypten verpflichtet, eine Reihe von makroökonomischen Reformen durchzuführen. Die Zentralbank hat mit diesen Reformen begonnen, indem sie das ägyptische Pfund abwertete und frei schwanken ließ, um eine offenere Marktdynamik zu ermöglichen. Zusätzlich hat die Weltbank zugesagt, Ägypten ein Darlehen in Höhe von 6 Mrd. $ für staatliche und private Projekte zu gewähren. Die Europäische Union und die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, kündigten im Februar eine strategische Partnerschaft mit Ägypten an, um die ägyptische Wirtschaft zu stärken und die Flüchtlingsströme in Richtung der EU-Seegrenzen zu reduzieren, wobei sie erneut die entscheidende Rolle Ägyptens in der regionalen Sicherheitsinfrastruktur hervorhob. Zu diesem Zweck wird die EU Ägypten 8 Mrd. $ zur Verfügung stellen. Im Juni wird es im Rahmen es einer EU-Egypt Investment Conference in Kairo, weitere Ankündigungen zu Investitionen und Incentivierungen durch die ägyptische Regierung geben. Wir werden berichten.
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