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21. December 2023

Die Welt zu Gast in Dubai: COP28 I Eindrücke aus der arabischen Welt I Dezember 2023

Häufig ist die Welt zu Gast in Dubai. Zuletzt während der beindruckenden EXPO 2021, die an Superlativen nicht geizte und dem EXPO-Format den alten Glanz eines globalen Mega-Events zurückgab. Wenn seit dem gestrigen Donnerstag die Welt erneut in den Emiraten zusammenkommt, dann ist die Erwartungshaltung an die Gäste, aber vor allem an das Gastgeberland, nochmal eine ganz andere.

Und um zu sehen was so die ersten Entwicklungen sind, haben wir unser Erscheinungsdatum etwas verlegt.

Der weltweite Kampf gegen die Klimakrise steht auf der Agenda. Die Vereinigten Arabischen Emirate, stellvertretend für die gesamte Arabische Welt, stehen im Mittelpunkt. Im Mittelpunkt langer bevorstehender Verhandlungsrunden. Im Mittelpunkt des medialen Geschehens. Und im Mittelpunkt dessen, was die Welt in den nächsten Jahren und Jahrzehnten der globalen Erwärmung entgegenzubieten hat. Ohne die Emirate, ohne die Arabische Welt wird dieser Kraftakt erfolglos sein. Denn sie sind auch ein erheblicher Verursacher des weltweiten CO2 Ausstosses.

Das mag für viele paradox klingen, die Vergabe der COP28 an die VAE wurde in den letzten zwei Jahren kritisch gesehen, um es höflich auszudrücken. Mit Dr. Sultan AlJaber steht der CEO des bedeutenden Ölkonzerns ADNOC an der Spitze der diesjährigen COP. Ausgerechnet, sagen einige. Eine riskante, mutige aber auch richtige Entscheidung, sagen die anderen.

Warum die Emirate ein Champion der Energiewende sein werden

Über Jahrzehnte wurde die industrielle Entwicklung westlicher Industrienationen und den aufstrebenden Industrien des globalen Südens wortwörtlich befeuert durch den Wohlstand der arabischen Welt an fossilen Brennstoffen. Die Arabische Welt war und ist uns ein stets verlässlicher Partner. Öl, Gas und Flüssiggas (LNG) aus dem Golf und Nordafrika waren ein weiterer Stabilitätsanker unserer Wirtschaftlichen Prosperität. Ausgerechnet diese Region, so abhängig vom Export fossiler Brennstoffe, soll nun ein Motor der Energiewende sein? Schauplatz wegweisender Klimaziele? Genau diese Region, ja!

Jetzt, wo der Klimawandel unsere Abkehr von Fossilen Brennstoffen erzwingt, zeigt die Arabische Welt beeindruckend, und beispielhaft verkörpert durch die Emirate, dass Sie erneut unerlässlich ist, für unseren wirtschaftlichen Wohlstand und die globale Energiewende. UNO Generalsekretär Guterres fordert das „Ende des fossilen Zeitalters“. Die Arabische Welt ist gesegnet mit den Ressourcen, die die Welt benötigt. Gesegnet mit einem einmaligen Potential an erneuerbaren Energien und einer einmaligen geographischen Lage.

Das „Grüne Zeitalter“ wird es nur geben, wenn wir die enormen Erneuerbaren Ressourcen der Arabischen Welt zum Grundpfeiler unserer Energiestrategie machen.

Eine Transition nur mit den Champions des „Fossilen Zeitalters“

Eine erfolgreiche Transition zu erneuerbaren Energien ist ein globaler Kraftakt. Die Gesellschaft von morgen, die Industrie von morgen muss klimaneutral werden. Innerhalb relativ kurzer Zeit. Jeder Verbündete hier ist notwendig. Die Förderer, Produzenten, Transporteure und Nutzer fossiler Brennstoffe sind für diesen Kraftakt unerlässlich. Wir brauchen die Länder in denen bislang Öl und Gas gefördert wurden. Wir brauchen ihre erneuerbaren Ressourcen. Wir brauchen ihr technisches Know-how. Wir brauchen ihre Infrastruktur, ihre über Jahrzehnte entwickelte Logistik. Wir brauchen Länder wie die VAE, Saudi Arabien, Ägypten und Oman. Genauso brauchen diese Länder uns. Für Technologien uns Investitionen in neue Infrastruktur, für Abnahmevereinbarungen, um den Hochlauf erneuerbarer Industrien zu rechtfertigen.

Im Zentrum des Geschehens – Die Emirate bei der COP28

Mit der Ausrichtung der 28. UN-Klimakonferenz (COP28), zielen die VAE darauf ab, ihre globale Position als klimapolitisch relevanter Akteur auszubauen und zu konsolidieren. Einen ersten Erfolg haben wir in der gestrigen Vereinbarung zum Errichten des „Loss and Damage“ Funds gesehen. Erzielt zum maßgeblichen Teil durch die Moderation der Emirate und speziell des COP Präsidenten Al Jaber, bei den Verhandlungen. Loss and Damage holt auch vermeintlich ärmere Länder in das gemeinsame Boot der globalen Energiewende. Die VAE präsentieren sich hier als Interessenvertreter für den globalen Süden, der in den letzten Jahrzehnten einen kleineren Beitrag an weltweiten CO2 Ausstößen hatte, häufig aber die Konsequenz von Klimakatastrophen schultern muss.

Zum erreichen der Pariser Klimaziele haben sich die meisten Länder der COP verpflichet. Über den Weg dahin existiert Uneinigkeit. Unter anderem die Emirate, neben den USA, dem vereinigten Königreich und circa 20 weiteren Ländern, setzen sich nun hierfür in einer gemeinsamen Erklärung für den weltweiten Ausbau von Atomenergie ein – Das ist die zweite Besonderheit dieser COP. In Deutschland hochgradig politisch, doch der Blick in unsere unmittelbaren Nachbarländern zeigt, Atomenergie ist immernoch ein nicht wegzudenkender Teil nationaler Energiestrategien. Inwieweit dieses vom Gastgeber VAE mitgetragene Dokument seinen Weg in die Abschlusserklärung findet, wird sich zeigen.

Die vom emiratischen Staat finanzierte Masdar Initiative ist zu einem Aushängeschild der emiratischen Umwelt- und Nachhaltigkeitspolitik geworden, entwickelt über das hauseigene Unternehmen Masdar Clean Energy den nationalen Sektor der erneuerbaren Energien und investiert über den Masdar Clean Tech Fund in Projekte zum Ausbau der Solar- oder Windenergie in strategisch relevanten Ländern wie Ägypten oder Jordanien. Masdar wird als operativer und strategischer Umsetzer der emiratischen „grünen Agenda“ essenziell und bei COP allgegenwärtig sein. Übrigens mehr als offen für deutsche Investitionen und Technologien.

Die grünen Ambitionen der Emirate

Es ist also nicht nur die politische Positionierung der Emirate als „Green Champion“. Es stecken ehrgeizige Ambitionen bezogen auf die eigenen Klimaziele, den CO2 Ausstoß der eigenen Industrie und den massiven Aufbau des Anteils erneuerbarer Energien am nationalen Klimamix dahinter. In der Nationalen Energiestrategie wird formuliert, die Kapazität erneuerbarer Energien von aktuell 3,2 Gigawatt bis 2030 auf 14 Gigawatt zu steigern. Weiterhin sollen die CO2-Emissionen um 40 Prozent sinken, während der Anteil an erneuerbaren Energien am Energiemix von derzeit 2,6 Prozent auf 32 Prozent bis 2030 steigen soll, ehe die VAE bis 2050 klimaneutral werden.

Dies erfordert massive Investitionen, auch aus dem Ausland. Allein in Dubai und Abu Dhabi befinden sich Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien von mehreren Mrd. USD in Planung. Der Fokus: Wind, Sonne, Wasserstoff! Nicht nur Anlagen zur Stromerzeugung. Auch im Bereich R&D, Transport, und Use Cases, beispielseweise Ladeinfrastruktur. Im Bereich der erneuerbaren Energien ist geplant, bis 2050 etwa USD 200 Mrd. zu investieren. Warum nicht mit uns ?!

Insbesondere im Bereich Wasserstoff verfolgen die Emirate – wie auch der Oman – ehrgeizige Ziele (siehe auch Bericht aus dem Juli 2023): Im Juli 2023 veröffentlichte die VAE mit Unterstützung des Fraunhofer-Instituts ihre Nationale Wasserstoffstrategie, die vorsieht, bis 2031 1,4 Mio. Tonnen grünen Wasserstoff pro Jahr und bis 2050 15 Mio. Tonnen zu produzieren. Seit 2021 unterhalten die VAE die erste grüne Wasserstoffanlage in der Region, die gemeinsam mit Siemens Energy und DEWA betrieben wird und mit dem MBRM-Solarpark verbunden ist.

Was passiert in Zukunft?

Da die Emirate ihr erfolgreiches Geschäftsmodell fortsetzen möchten, sind sie ebenso auf diversifizierte Wirtschaftspartnerschaften wie auf eine multisektorale Investitionspolitik in den Energiebereich angewiesen. Deswegen werden sie ihren Weg einer hybriden Energietransition fortsetzen und sowohl in alternative als auch in fossile Energien investieren. Während im Inland vor allem die Nutzung von erneuerbaren Energien ausgebaut werden soll, sollen Öl und Gas auch zukünftig insbesondere an asiatische Abnehmer wie Japan, Indien, Singapur und Thailand exportiert werden.

Was bedeutet all das für Deutschland und Europa?

Deutschland betrachtet die VAE nun als relevanten Energielieferanten und hat bereits 2017 eine Energiepartnerschaft mit den Emiraten unterzeichnet. Im Zuge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat Deutschland seine Energiepartnerschaften mit den VAE, Saudi-Arabien, Oman und Katar ausgeweitet Bereits jetzt sind die VAE mit einem Volumen von EUR 8 Mrd. Deutschlands wichtigster Handelspartner am Golf. Dieses Volumen muss zunehmen, um die VAE noch enger als strategischen Partner an Deutschland zu binden.

Deutsche Unternehmen und wissenschaftliche Institutionen sind bereits sehr aktiv in den Emiraten und unterstützen die emiratische Regierung bei ihren Bemühungen, die Energiewirtschaft zu diversifizieren. Beim Besuch von Wirtschaftsminister Robert Habeck im März 2022 wurden erste Wasserstoffkooperationen vereinbart und im Oktober 2022 erreichte die erste Wasserstofflieferung aus den VAE Deutschland. Siemens baute 2021 die erste Wasserstoffproduktionsstätte in Dubai, und im Dezember 2022 unterzeichnete ADNOC eine Vereinbarung mit RWE, 137.000 Kubikmeter LNG nach Deutschland zu liefern. Im Februar 2023 traf die erste Lieferung am Brunsbütteler Elbehafen ein.

All diese Investitionen sind auch offen für deutsche Zulieferer – Was es von Seiten deutscher Unternehmen nun braucht, ist technisches Know-how. Forschung, Wissenschaft, Neuentwicklungen. Die VAE bieten hierfür Raum, Regulatorik und finanzielle Möglichkeiten. Und Konnektivität mit internationalen Projekten. Die Zugänge hierfür können wir Ihnen aufzeigen.

Ich glaube die COP in Dubai wird Zeichen setzen.

Wenn Ihnen in den letzten Tagen etwas aufgefallen ist, was sie für Ihr Unternehmen näher untersucht oder betrachtet haben wollen, bitte wenden Sie sich an uns oder unsere Spezialisten