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15. November 2023

Ein Exkurs: Chancen und Möglichkeiten für deutsche Unternehmen in Pakistan I Eindrücke aus der arabischen Welt I November 2023

Ich möchte Ihnen gerne Pakistan erstmalig vorstellen, ein faszinierendes Land, das nicht nur für seine reiche Geschichte und Kultur bekannt ist, sondern auch als aufstrebende Wirtschaftsmacht in Südasien gilt. Über Pakistan, in unmittelbarer Nähe zur MENA-Region und speziell den Golf-Staaten, ein bedeutender Handelspartner für die arabischen Länder, lohnt es sich, in den heutigen Eindrücken einen kleinen geographischen Exkurs zu wagen (auch wenn die Flugzeit von Dubai lediglich 80 Minuten beträgt…)

In den letzten Jahren hat Pakistan eine bemerkenswerte wirtschaftliche Transformation durchlaufen, was es zu einem vielversprechenden Ziel für internationale Investoren, insbesondere deutsche Unternehmen, macht. Unternehmen wie VW, Bosch, Siemens, Bayer oder BASF sind schon mit Werken nach Pakistan gezogen.

In dieser Ausgabe werden wir einen genaueren Blick darauf werfen, warum Pakistan als Geschäftsstandort betrachtet werden sollte und welche Chancen und Möglichkeiten für deutsche Unternehmen sich in diesem aufstrebenden Markt eröffnen. Als Ansprechpartner können wir Ihnen außer Thinking Arabian noch das lokale Büro der AHK und die deutsche Botschaft sehr empfehlen.

Pakistan im Überblick:

Pakistan, das an Indien, China, Afghanistan und dem Arabischen Meer grenzt, hat eine vielfältige Bevölkerung und einen gigantischen Binnenmarkt von über 220 Millionen Menschen, mit einer wachsenden Kaufkraft. Eine strategisch günstige Lage, günstige Energiepreise und natürliche Ressourcen wie Kohle, Erdgas und Mineralien können das Land zu einem wertvollen Standort für diverse Wertschöpfungs- und Lieferketten werden. Mit seiner wachsenden jungen, begeisterungsfähigen Bevölkerung und einer steigenden Mittelschicht ist Pakistan auf dem Weg zu einer vielversprechenden wirtschaftlichen Zukunft.

Speziell der Süden rund um die ehemalige Hauptstadt Karachi mit dem großen Hafen ist ein interessantes Gebiet für Investitionen.

Ich selbst war vor einigen Wochen vor Ort, habe mehrere Fabriken und Firmen besucht und war beeindruckt von der positiven und konstruktiven Konsequenz und Vision, Land und Region nach vorne zu tragen!

Deutschland und Pakistan: Eine Starke Partnerschaft:

Die Beziehungen zwischen Deutschland und Pakistan haben in den letzten Jahren an Stärke gewonnen. Beide Länder teilen gemeinsame Interessen in Bereichen wie Handel, Bildung und Technologie. Deutsche Unternehmen können von den engen politischen und wirtschaftlichen Beziehungen profitieren, die zu einem förderlichen Umfeld für bilaterale Investitionen geführt haben. Besonders engagiert zeigen sich hier sowohl der deutsche Botschafter in Pakistan, Herr Alfred Grannas, sowie der Generalkonsul Dr. Rüdiger Lotz, die sich für eine engere wirtschaftliche Beziehung zwischen Pakistan und Deutschland einsetzen.

Boomende Branchen in Pakistan:

1. Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT):

Die IKT-Branche in Pakistan hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen. Mit einer wachsenden Zahl von Fachleuten im Bereich Softwareentwicklung und digitalen Dienstleistungen bietet der Sektor enorme Möglichkeiten für Service oder Investitionen.

2. Erneuerbare Energien:

Pakistan hat sich das Ziel gesetzt, den Anteil erneuerbarer Energien im Energiemix des Landes zu erhöhen. Das Ziel sind 30% des gesamten Energiemix bis 2030.  Deutsche Unternehmen, die auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien tätig sind, finden in den Bereichen Solarenergie und Windkraft interessante Geschäftsmöglichkeiten. Die Zusammenarbeit in der Entwicklung von nachhaltigen Energielösungen kommt beiden Ländern zugute.

3. Gesundheitswesen:

Die Gesundheitsbranche in Pakistan erlebt einen Aufschwung, wobei die Nachfrage nach hochwertigen medizinischen Dienstleistungen und Produkten steigt. Deutsche Pharmaunternehmen, Medizintechnikhersteller und Anbieter von Gesundheitsdienstleistungen können in diesem aufstrebenden Markt Fuß fassen.

4. Traditionelle Industrien

Pakistans ist ein globaler Vorreiter in der Textilherstellung und hierfür auch eine weltweit bekannte Brand, Textilprodukte machen weit mehr als die Hälfte der gesamten Pakistanischen Exporte nach USA, China oder Europa aus. Eine jetzt aufstrebende Industrie ist der metallverarbeitende Bereich, wo sich einzelne Unternehmen nun qualifiziert aufstellen, auch Zulieferer für die deutsche Industrien, wie die Automobilindustrie zu werden. Diese passt natürlich wunderbar in die dual source Strategie der europäischen Industrie, da die Produktions- und Transportkosten konkurrenzfähig sind zu chinesischen Zulieferern.

5. Infrastruktur und Logistik

Mit zunehmender Industrialisierung steigt der Bedarf an Infrastruktur. Dies sieht man buchstäblich an jeder Straßenecke, wo massiv in moderne Straßen, Schienen aber auch See- und Flughäfen investiert wird. Hier stellt man sich auf den zukünftig wachsenden Waren- und Personenverkehr ein.

6. Lieferketten und Zertifizierung

Die Unternehmen, die ich besucht habe, halten die europäischen Regelungen zum Lieferkettengesetz ein. Auch eine lokale Zentrale des TÜV Nord zeigt, wie wichtig der lokalen Industrie die Einhaltung europäischer Vorgaben ist. Auch professionelle Audits sind hier die Norm.

7. Handelsvolumen

Dominante Einfuhrsektoren in Pakistan sind Maschinen und elektrische Produkte, jeweils mit circa 6 Milliarden € beziffert werden. Auch Pharmazeutika erreichen ein Importvolumen von mehr als 4 Milliarden €. D.h. es lohnt sich auch in Produktionen in Pakistan zu investieren

Die großen Exportvolumen sind Textil mit Heizung 20 Milliarden € per anno. Lebensmittel erreichen noch einige Milliarden. Aufstrebend sind Maschinenbau und Zulieferindustrie.

Möglichkeiten für deutsche Unternehmen:

1. Joint Ventures und Partnerschaften:

Deutsche Unternehmen könnten von Joint Ventures mit lokalen Partnern profitieren, um ihre Präsenz in Pakistan zu stärken. Diese Partnerschaften erleichtern den Zugang zu lokalem Know-how und Marktkenntnissen. Man muss aber keinen lokalen Partner haben, wie dies in anderen Ländern vorgeschrieben wird. Free trade Zones unterstützen den wirtschaftlichen Aufbau und reduzieren dauerhaft die Kosten.

2. Technologietransfer:

Deutschland steht weltweit für technologische Innovation. Durch den Transfer von Technologien und Know-how kann Deutschland dazu beitragen, das industrielle Wachstum Pakistans zu unterstützen und gleichzeitig von den aufstrebenden Sektoren des Landes zu profitieren. Das Rechtssystem basiert auf den englischen Prinzipien und ist sehr ausgeprägt.

3. Bildung und Fachkräfteentwicklung:

Deutsche Unternehmen investieren in Bildungsprogramme und die Entwicklung von Fachkräften, um die Qualifikationen der lokalen Arbeitskräfte zu verbessern. Dies kommt nicht nur den Unternehmen zugute, sondern trägt auch zur sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung Pakistans bei.

Deutsche Unternehmen in Pakistan

Es gibt mehrere deutsche Unternehmen, die ihre Produktionsstätten nach Pakistan erweitert haben, um von den wachsenden Möglichkeiten zu profitieren. KSB Pakistan mit Hauptsitz in Lahore und Produktionsstätte in Hasanabadal hat eine große Präsenz in Pakistan und verfügt über regionale Vertriebsbüros in Lahore, Karatschi, Multan und Rawalpindi sowie über Servicewerkstätten in Karatschi, Lahore und Hasanabadal.

Ein weiteres Beispiel ist die Bosch-Gruppe, die in Pakistan Produktionsanlagen für ihre vielfältigen Technologieprodukte eingerichtet hat. Ebenso hat die Volkswagen AG eine Präsenz in Pakistan etabliert und produziert dort ab 2024 Fahrzeuge, um den lokalen Markt zu bedienen. Die chemische Industrie ist ebenfalls vertreten, wobei BASF und Bayer Produktionsanlagen für ihre Spezialchemikalien in Pakistan betreiben. Weiterhin hat die Siemens AG in den Bereichen Energie und Gesundheitswesen in Pakistan investiert und Produktionskapazitäten aufgebaut.

Warum lohnt sich, mit pakistanischen Partnern zu arbeiten?

1.    Der APS-Status und seine Vorteile:

Ein entscheidender Faktor, der deutsche Unternehmen dazu ermutigt, mit pakistanischen Partnern zusammenzuarbeiten, ist der sogenannte “Autonome Präferenzstatus” (APS), den Pakistan von der Europäischen Union genießt. Dieser Status erleichtert den Handel zwischen Pakistan und der EU erheblich, indem er pakistanischen Exporten bevorzugte Zugangsbedingungen bietet. Deutsche Unternehmen, die mit pakistanischen Zulieferern zusammenarbeiten, können von Zollvergünstigungen und anderen Handelspräferenzen profitieren, was zu Kosteneinsparungen und einer weiter verbesserten Wettbewerbsfähigkeit führt.

2.    Kosteneffizienz:

Pakistan bietet eine kosteneffiziente Produktionsumgebung, was besonders für deutsche Unternehmen attraktiv ist, die qualitativ hochwertige Produkte zu wettbewerbsfähigen Preisen suchen. Insbesondere für Industrien, bei denen eine manuelle Fertigung notwendig sind, ist der Kostenvorteil signifikant.

3.    Fachkompetenz:

Die Arbeitskräfte in Pakistan verfügen über Fachkenntnisse in verschiedenen Branchen. Die Zusammenarbeit mit pakistanischen Zulieferern ermöglicht den Zugang zu qualifizierten Arbeitskräften, die mit internationalen Standards vertraut sind. Auch aus dem Nachbarland Afghanistan sind circa 3 Millionen Arbeitskräfte bereits zusätzlich nach Pakistan gekommen.

4.    Geografische Nähe und Logistik:

Die geografische Nähe Pakistans zu Europa macht es zu einem logistisch günstigen Standort. Die Effizienz in der Lieferkette wird durch gut ausgebaute Häfen und Straßenverbindungen weiter gesteigert, was einen reibungslosen Warentransport ermöglicht. Dank des Suez-Kanals beträgt die Transportdauer über den Seeweg aus dem Süden von Pakistan circa 18-21 Tage bis zu europäischen Häfen.

Gleichzeitig erlebe ich bei den Angeboten pakistanische Unternehmen an deutsche Abnehmer, dass sie bereit sind, Konsignationslager in Deutschland zu installieren, so dass ein bis zwei Monatsbedarfe immer bereits in Deutschland vorgehalten werden.

5.    Unterstützung beim Markteintritt

Bei einem Markteintritt in Pakistan steht vielfältige Unterstützung von deutscher Seite zur Verfügung. Die Deutsch-Emiratische Handelskammer ist auch für Pakistan zuständig, hat ein dortiges Regional-Office undsteht als kompetenter Partner beim Markteintritt zur Verfügung. Des weiteren sind auch deutsche Banken Pakistan gegenüber positiv gestimmt und auch Ausfuhrkredite und Finanzierungen sind möglich. Wie oben bereits gesagt, sind auch die deutsche Botschaft und das deutsche Generalkonsulat von großer Hilfe.

Unsere Empfehlung

Pakistan bietet deutschen Unternehmen eine Vielzahl von Chancen in verschiedenen aufstrebenden Sektoren. Die stark wachsende Wirtschaft, die strategische Lage und die zunehmende Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern schaffen ein vielversprechendes Umfeld für Investitionen und Partnerschaften. Die Kombination aus dem APS-Status und den genannten Vorteilen macht die Zusammenarbeit mit pakistanischen Zulieferern äußerst attraktiv für deutsche Unternehmen. Deutsche Unternehmen, die den Schritt wagen, könnten nicht nur von den wirtschaftlichen Chancen profitieren, sondern auch zu einer nachhaltigen Entwicklung Pakistans beitragen.

Wir unterstützen Sie gerne bei der Untersuchung und Erschließung des Potentials für Ihr Geschäft in Pakistan. Kommen Sie gerne auf mich zu!